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Die wichtigsten News auf einen Blick mit unserer halbmonatlichen Presserevue. Diese Woche (KW42): Von Japans Tempelschätzen über den Riba Stirling Preis und der Verzögerung des Londoner Crossrail-Projektes bis zur Entscheidung der USA Hongkong mit einem Gesetz zur Erhaltung der Autonomie zu helfen. Die wichtigsten, urbanen Nachrichten halbmonatlich im Weekly Urbanauth.

Einblicke in Japans Tempelschätze

Wer nach Japan reist und keine Lust auf große Menschenansammlungen à la Metropolregion Tokyo hat, dem bieten sich selbst in heutiger Zeit ruhigere Alternativen: Die englische Onlinezeitung BBC beschreibt, wie auf den Spuren des legendären Mönches Kukai jahrhundertealte Pilgerwege beschritten und Tempel besucht werden können, die schon seit dem 9. Jahrhundert Stätten spiritueller Erfahrungen waren. Den Ort, den Kukai ursprünglich als Zentrum auserkoren hatte, ist heute Teil eines 307 km langen Pilgerwegnetzes und liegt in der Präfektur Wakayama beim Koya-san (Berg Koya). Koya-san ist zwar kein Geheimtipp, beherbergt der Ort doch jährlich 2 Millionen Gäste. Doch fühlt es sich vor allem auf dem Okunoin, der größten Grabstätte Japans, wie ein Schritt zurück in vergangene Zeiten an. Wer dem Touristenstrom entkommen will, dem wird ein nächtlicher Besuch empfohlen. Dann erhellen nämlich tausende von Kerzen die tinten-schwarze Dunkelheit.

Vom Unterschied einer Schule in der Banlieue zu einer im Zentrum von Paris…

Wenn das Henri-IV wäre, würde es nicht so ablaufen.“ – So beginnt der provokante Titel des Artikels von FranceInfo, welcher sich mit dem Lycee Romain-Rolland in der Pariser Banlieue von Ivry-Sur-Seine befasst. Die Schule wurde vorübergehend von den Schülern blockiert, nachdem ein Video einer Polizeikontrolle in der Nähe der Einrichtung auf Twitter von dem Collectif Romain Rolland veröffentlicht wurde. Die Referenz an das Lycée Henri-IV innerhalb von Paris macht den Vorwurf einer ungleichen Behandlung in einem Wertesystem, welches Gleichheit propagiert.

Regelmäßige Polizeikontrollen auf dem Weg zur Schule sind dabei ein Phänomen, welches besonders Vororte von französischen Metropolen betrifft. Die Realitäten zwischen Schülern aus den Vororten und denen aus den wohlhabenden Teilen unterscheiden sich dabei stark. Genauso wie die Behandlung und Betreuung.

So reichte 2017 eine Lehrerin aus dem Bundesgebiet Seine Saint Denis (93) eine Klage ein, da bei der Rückkehr von einem Schulausflug drei ihrer Schüler im Nordbahnhof kontrolliert wurden. Auch die Bilder aus Mantes-la-Jolie von 2018 sind noch frisch. An einem Dezembertag mussten sich die Schüler der Schule Saint-Exupéry wie Gefangene mit hinter den Köpfen verschränkten Armen, vor der Polizei auf den Boden knien. An dem Tag war es in dem Sektor zu Ausschreitungen gekommen, während denen unter anderem zwei Fahrzeuge angezündet worden waren. Die Kluft über den unterschiedlichen Umgang der Polizei mit Bewohnern aus Vororten vertieft sich beständig. Angesichts der schwerwiegenden Fragen über die Einhaltung der Gleichheit und dem Recht auf Entfaltung in einer sicheren Umgebung für Schüler, insbesondere da dies schutzbedürftige, minderjährige Personen im schulpflichtigen Alter betrifft, ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik von Wichtigkeit.

Diesjähriger Riba Stirling Preis geht an Sozialbau-Siedlung in Norwich

Der diesjährige britische Riba Stirling Preis geht an die Gemeinde von Norwich im Osten Großbritanniens. Die englischsprachige BBC berichtete über den Preis, der einmal im Jahr vom Royal Institute of British Architects vergeben wird. Geehrt für ihre herausragende Arbeit wurde das Architektenbüro Mikhail Riches. Die Siedlung mit dem Namen Goldsmith Street beherbergt 100 Wohneinheiten und besteht hauptsächlich aus zweistöckigen Reihenhäusern und größeren Modellen, welche Wohnungen beinhalten. Mit dem Passivhaus-Siegel versehen, steht die Siedlung für energieschonenden Umgang mit Ressourcen und zugleich hohem Komfort für die Ortsansässigen. Als Materialien wurden cremefarbene Ziegel sowie schwarz-glänzende Dachpfannen benutzt. Über ein passives Solarsystem, welche die Sonnenenergie in Bauelementen wie den Ziegeln speichert, sollen die Kosten für Energie 70 % niedriger sein als der Durchschnitt.

London: Milliardenschweres Crossrail-Projekt verzögert sich

Mit bereits 130 Millionen investierten Arbeitsstunden handelt es sich beim Londoner Crossrail-Projekt um das derzeit europaweit grösste Infrastrukturprojekt, wie das englische Onlinemedium CNN berichtet. Besonders an der neuen Strecke ist, dass die auf einer Linie befindlichen Stationen alle durch dasselbe Verkehrsmittel miteinander verbunden sind; dies war bisher nicht der Fall. So werden neu 10 Minuten eingespart, um vom Flughafen Heathrow ins Zentrum Londons, der Tottenham Court Road, zu gelangen. Der 2009 angefangene Bau der Elizabeth Line sollte ursprünglich im Dezember 2018 fertig sein. Doch sorgten laut Judith Ward, Betriebsleiterin der Institution Railway Signal Engineers (IRSE, der internationalen Organisation für Fachleute, die in der Eisenbahnsignaltechnik und -kommunikation tätig sind), einerseits die enorme physische Grösse des Projekts, andererseits aber auch die grossen Mengen an Technik, die darin steckt, für Verzögerungen. Nebst den 42 km neuer Tunnelstrecke, kommen 70 neue Züge hinzu, welche an drei verschiedenen Signalanlagen arbeiten, 50 km Kommunikationskabel sowie 41 neue und modernisierte Bahnhöfe. Nun soll die Strecke, welche erheblich zur Entlastung der Londoner U-Bahn beitragen wird, bis Ende 2020 / Anfang 2021 fertiggestellt werden.

17.2 Milliarden Euro hätte das Ganze kosten sollen; mit der Verspätung sind die Zahlen nach oben geschossen. Mittlerweile liegt der Kostenpunkt bei 20.5 Milliarden Euro, was von Politikern, Regulationsbehörden und Londonern gleichermassen mit Frustration aufgenommen wurde. Des Weiteren hat das riesige Bauprojekt sichtbare Spuren in der Stadt hinterlassen. Dies vor allem um die Tottenham Court Road und Soho herum, wo das berühmte Astoria Theater für einen neuen Bahnhof abgerissen wurde.

Howard Smith, Betriebsleiter bei Transport for London (TfL), meint jedoch, dass es keinen Sinn ergäbe, die Linie zu eröffnen, wenn sie noch nicht ganz fertig und getestet sei. Es brauche eben Zeit. Auch ist er sich sicher, dass die überwältigenden Vorteile der Elizabeth Line dafür sorgen würden, dass die Verzögerungen vergessen werden.

Geht die Rechnung mit dem neuen Flughafen Berlins auf?

Wenn alles klappt, wie es klappen sollte, dann geht der Flughafen Berlin BER in einem Jahr in Betrieb. Wenn das der Fall ist, dann haben Berlins Steuerzahler insgesamt 1.08 Milliarden Euro für den Bau ausgegeben, so der Tagesspiegel.

Beim grössten Bauskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte gibt es augenscheinlich trotz allem ein paar gute Neuigkeiten. Als erstes sei die Botschaft zu nennen, dass im Businessplan der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg steht, dass ab 2024 mit positiven Jahresüberschüssen zu rechnen sei. Ebenfalls müssen die Steuerpflichtigen voraussichtlich ab nächstem Jahr nicht mehr in ihre eigenen Taschen greifen. Wenn alles gut geht.

Das erste Finanzierungskonzept von 2004 sah Kosten von lediglich 1.983 Milliarden Euro vor – die Umplanung und Erweiterung des BER-Terminals sowie die auftretenden Probleme mit der Brandschutzanlage und Verkabelung machten dem Plan jedoch einen Strich durch die Rechnung. Laufend verschobene Eröffnungstermine, Bauprobleme sowie das teure Schallschutzprogramm taten ihr Übriges. Insgesamt belaufen sich die Kosten inzwischen auf 5,932 Milliarden Euro.

Hongkong: Entspannung der Lage durch Gesetz der USA in Sicht?

Das Repräsentantenhaus der USA verabschiedete am 15.10.19 ein Gesetz zum Schutz der Menschenrechte und der Demokratie in Hongkong.
Das Gesetz soll verhindern, das China international anerkanntes Menschenrecht in Hongkong missachtet. So sollen laut des Gesetzesentwurfes die Vereinigten Staaten jährlich überprüfen, ob Hongkong seinen Sonderstatus -wie in deren Grundgesetz festgelegt- noch innehat oder China zu sehr in die Geschicke des Landes eingreift. Falls die Autonomie in Hongkong zu sehr untergraben wird, schreibt das Gesetz wirtschaftliche Sanktionen seitens der USA gegenüber China vor. Der Senat und Präsident Donald Trump müssen dem Gesetz noch zustimmen, bevor es rechtskräftig wird.

Chinas Regierungssprecher Geng Shuang kündigte Widerstand gegen das Gesetz zur Kontrolle der Demokratie an. Mit diesem Vorgehen ernten die USA großen Zuspruch unter den Demonstrierenden in Hongkong, da das genau die Hilfe ist, die sie sich erhofft hatten. Die Beziehung zu China und den Handelskrieg der beiden Großmächte dürfte es jedoch kaum entspannen.

Proteste eskalieren weiterhin

Auch vergangenes Wochenende ist es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstrierenden gekommen. Die Behörden benutzten Wasserwerfer mit spezieller Farbe, um Menschen für spätere Festnahmen zu markieren. Die Protestler trugen oftmals -trotz Vermummungsverbot- Masken und attackierten eine Polizeiwache mit selbstgebauten Benzinbomben.

Die pro demokratische Bewegung ist wütend über Angriffe auf deren Sympathisanten bei vergangenen Demonstrationen. So wurde ein Mann von mehreren mit Hammern bewaffneten Individuen überfallen und ein Anhänger mit einem Messer attackiert.

Wenn die Polizei mit Tränengas… auf die Feuerwehr schießt

Am 15. Oktober kam es zu grotesken Szenen in Paris, als Angehörige der Polizei der Compagnie Republicaine de Sécurité Tränengasgranaten und Wasserwerfer gegen protestierende Feuerwehrleute benutzten. Diese kamen in der Nähe von Nation, im Osten von Paris zum Einsatz, sowie während dem Versuch der Demonstrierenden die Ring-Autobahn, den Périphérique zu blockieren. In dem Video von CLPresse sieht man den Einsatz von pyrotechnischem Material und den Bau einer Barrikade durch die Feuerwehr während dem Demonstrationszug von République bis Nation. Der Einsatz von Tränengas und Wasserwerfer durch die Polizei wirkt skurril, da diese beiden Berufsstände normalerweise eng zusammenarbeiten. Ein Feuerwehrmann aus der Essonne (91) nennt im Interview mit einem Videojournalisten dabei Grigny 1 und Grigny 2 als Referenz, wo während urbanen Unruhen die Feuerwehr Seite an Seite mit den Polizeikräften stand. 

Nebst mehr Mitteln fordert der Berufsstand eine Revalorisierung der Brand-Prämie, welche sich seit 1990 nicht mehr bewegt hat. Die große Demonstration in Paris folgt auf Monate des Streiks in gewissen Regionen wie im südlichen Tarn oder dem östlichen Doubs, die von Ende Juni bis ungefähr September andauerten.

Dieser Artikel ist in Englisch und Französisch verfügbar.

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