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Blei in der Umwelt. In ihrem Bericht „The toxic truth“ aus 2020 stellt UNICEF in Zusammenarbeit mit der Organisation „Pure Earth“ fest, dass eines von drei Kindern weltweit an den Erscheinungen von Bleivergiftungen leidet. Vor allem Entwicklungsländern sind betroffen. Bleibelastung kann zu lebenslangen neurologischen, kognitiven und physischen Beeinträchtigungen führen. Für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind neben der Industrie, das unsachgemäße Recycling von Autobatterien, sowie verseuchte Böden. Kulturelle Ursachen finden sich unter anderem in verunreinigten Gewürzen, traditionelle Töpfereien und Kosmetik. Doch auch Industrieländer wie die Vereinigten Staaten von Amerika sind betroffen: Blei im Trinkwasser erfordert dort die Erneuerung der Wasserleitungen.

Blei in der Umwelt: So gefährlich ist es für den Menschen

Die gesundheitlichen Folgen für die Gesellschaft von Blei sind immens. Die Aussetzung von Blei im Kindesalter wird mit psychischen Gesundheitsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie einem Anstieg von Kriminalität und Gewalt in Verbindung gebracht. Jede Aufnahme von Blei in den Körper ist gesundheitsschädlich. Weitere schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit sind ein höheres Risiko für Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben. Der Warnwert der Vereinten Nationen liegt bei 5 Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut (µg / dl). Ab diesem Wert tritt bereits ein Verlust des Intelligenzquotienten ein. Bei höheren Bleibelastungen (>90µg / dl) treten UNICEF zufolge Funktionsstörungen im Gehirn auf. Wobei ab Werten von 150 µg / dl der Tod durch Bleivergiftung eintritt.

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Verseuchte Industriebrachen können ebenfalls verantwortlich für Blei in der Umwelt sein. (Symbolfoto / Pixabay / CC0))

Die Menschen können über die Gefahren von Blei aufgeklärt werden, damit sie sich selbst und ihre Kinder schützen können. Die Investitionen zahlen sich aus: eine bessere Gesundheit, höhere Produktivität, höhere Intelligenzquotienten, weniger Gewalt und eine bessere Zukunft für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt.

Richard Fuller – NGO Pure Earth

Blei in der Umwelt schadet der gesamten Gesellschaft. Neben dem Verlust an Produktivität entstehen Kosten für das Gesundheitssystem und können somit ein ganzes Land belasten. In ihrem Bericht schätzt UNICEF, dass weltweit 815 Millionen Kinder von Bleivergiftungen betroffen sind. Diese sind jedoch weltweit ungleich verteilt. Am stärksten betroffen sind der asiatische und afrikanische Kontinent. Länder mit niedrigem bis mittleren Einkommen tragen dabei die größte Last. In der Karte von Pure Earth kann dies Land für Land nachverfolgt werden:

Blei in der Umwelt. Neben der Industrie ist auch das unsachgemäße Recycling von Autobatterien für erhöhte Bleiwerte verantwortlich. (Symbolfoto / Pixabay / CC0)

Bleivergiftung einer Stadt: Der Fall von Bajos de Haina

In der Provinz San Cristobal der Dominikanischen Republik gelegen, stellt die Gemeinde Bajos de Haina das industrielle Herz des Inselstaates dar. Die Fabriken, sowie Raffinerien sind wichtige Arbeitgeber für die ansässige Bevölkerung. Mit dem Wachstum der Industrie verschlimmerten sich jedoch auch die Auswirkungen auf die Umwelt. Die Bewohner dieser 120.000 Einwohner-Gemeinde sind besonders von industrieller Verschmutzung betroffen. 2006 erntete die Stadt den unrühmlichen Namen „Dominikanisches Tschernobyl. Bei über 90% der getesteten Bewohner von Bajos de Haina wurden dabei erhöhte Bleiwerte im Blut festgestellt.

Im Jahr 2000 erklärte der dominikanische Minister für Umwelt Haina zu einem nationalen Hotspot von erheblichem Interesse. Wenige Jahre zuvor wurden 146 Kinder auf Bleivergiftung getestet. Mit durchschnittlichen 79 µg / dl wiesen ihre Blutwerte eine extrem hohe Bleibelastung auf. Vor allem eine verlassene Recyclingstelle für Bleisäure-Batterien im Teil Paraiso de Dios der Gemeinde sorgte für Aufmerksamkeit. Diejenigen, welche es sich leisten konnten, zogen weg. Ab 2008 wurden dann wichtige Arbeiten unternommen, um das Gelände zu säubern. Doch an anderer Stelle machte bereits der nächste Umweltsünder auf.

Diese Umweltverschmutzung bringt uns hier um. Je mehr die Fabriken wachsen, desto mehr werden wir krank.“

Elizabeth Mota im Interview mit Aljazeera / 2021 / „No safe place: Lead poisoning in the dominican republic

In ihrem Artikel „No safe place: Lead poisoning in the dominican republic“ deckt Aljaazera in dem Viertel Los Desamparados von Haina weitere Umweltverschmutzungen durch Blei auf. Unter neuem Namen siedelte sich in der Industriezone von Bajos de Haina das Unternehmen VERI an – und fuhr mit dem Recycling von Batterien fort. Ab 2018 wurden erhöhte Bleiwerte in der Luft und ein Jahr später im Blut der anliegenden Bewohner festgestellt. Später wurde in einem Umweltaudit aus 2020 eine unsachgemäße Entsorgung von verunreinigtem Regenwasser auf dem Gelände festgestellt. Eine positive Veränderung ist für die Bewohner von Los Desamparados und Bajos de Haina nicht in Sicht.

Demnächst: Die Wasserkrise der USA im Fokus

In den Vereinigten Staaten von Amerika erzeugte keine andere, mensch-erzeugte Umweltkrise in den USA so viel Aufmerksamkeit wie die von Flint, Michigan. Ende 2020 wurde außerdem eine der größten Sammelklagen des Bundesstaates Michigan entschieden. Die Opfer der Flint-Wasserkrise erhalten bis zu 626 Millionen Dollar Entschädigung. Ein ineffizientes Wassermanagement und Blei-belastete Trinkwasserleitungen führten zu einem Umweltskandal. Doch nicht nur Flint ist betroffen.

Die veraltete Infrastruktur betrifft vor allem strukturschwache Städte. Durch den Infrastrukturplan von Präsident Joe Biden soll sich das jetzt ändern. Mit 55 Milliarden Euro werden unter anderem die alten Wasserleitungen modernisiert. Die genaue Chronologie der „urbanistischen Wasserkrise“ gibt es in zwei Folgeartikeln zu entdecken. More to follow soon – stay tuned!

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