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Das Recht auf Stadt ist ein sich beständig entwickelndes Konzept. Gegenwärtig bezieht es sich auf Zugänglichkeit, Inklusion, Nachhaltigkeit und Sicherheit in Städten. Design ist dabei das Werkzeug, welches hilft, diese Ziele umzusetzen. Dieser Artikel zeigt, wie Design im Rahmen von Mobilität und dem Recht auf Stadt, barrierefreie Räume schaffen kann, die für alle Menschen zugänglich sind, unabhängig von Sprache, Alter oder körperlicher Verfassung.

Wir teilen das Ideal einer Stadt für alle, das sich auf die Gleichheit bei der Nutzung von Städten und menschlichen Siedlungen bezieht und darauf abzielt, Inklusion zu fördern und sicherzustellen, dass alle Einwohner, sowohl die gegenwärtigen als auch die künftigen Generationen, ohne jegliche Diskriminierung gerechte, sichere, gesunde, zugängliche, erschwingliche, widerstandsfähige und nachhaltige Städte und menschliche Siedlungen schaffen und in ihnen leben können (…)

Neue Urbane Agenda von UN Habitat, 2016, 11th principle

Der stadtsoziologische Ursprung vom Recht auf Stadt

Das Recht auf Stadt als Philosophie ist mehr als 50 Jahre alt. Entwickelt wurde es von Henri Lefebvre, einem französischen Intellektuellen, Anhänger von Marx, Hegel und Nietzsche, dessen Arbeit sich auf die Kritik der Gesellschaft und die Suche nach neuen Formen der politischen und sozialen Organisation konzentrierte (Purcell, 2014).

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Das kleine Archipel an schwimmenden Gärten der Schweizer Künstlerin Nikki de Saint Phale in Paris. Ein Ort der Entspannung am Rande der Seine. (Urbanauth / VGO / Paris / 2021)

In seinem Buch „Le droit à la ville“ stellte Lefebvre eine Idee vor, die sich gegen die industriellen und kapitalistischen Städte richtete, die in den 1960er Jahren rasch wuchsen. Er schlug eine soziale Neuordnung vor, in welcher der städtische Raum von allen Menschen, die in der Stadt leben, besetzt werden könnte, da sie als Bewohner auch Eigentümer dieses Raums seien.

Für Lefebvre bestand das „Recht auf Stadt“ also im Wesentlichen darin, das „Recht auf städtisches Leben“ zu garantieren, den Raum, in dem man lebt, mit Aktivitäten, Beziehungen und Erfahrungen zu füllen. Kurz gesagt, das Recht, sich die Stadt anzueignen und sie kollektiv aus dem Alltagsleben und den sozialen und kulturellen Praktiken aufzubauen.

Das Recht auf Stadt als Menschenrecht und die Verantwortung von Design

Lefebvres Philosophie hat eine soziale Auffassung von der Stadt. Übertragen auf den physischen Raum kann sie als Kampf gegen das Privateigentum und für die Schaffung von öffentlichem Raum verstanden werden: Plätze, Parks und Orte für die Menschen. Unter diesem Ansatz und in Verbindung mit den Menschenrechten ist ein neues Konzept des Rechts auf Stadt entstanden, das von der UN gefördert wird.

Das Recht auf Stadt wurde 2016 in der „Neuen urbanen Agenda“ der UN reformuliert und zielt darauf ab, die Gemeinschaften, in denen wir leben, gerechter, sicherer und zugänglicher für alle Menschen zu machen. Es steht im Einklang mit den von der UN formulierten Zielen für nachhaltige Entwicklung und insbesondere dem 11. Ziel („Nachhaltige Städte und Gemeinden„), und besagt Folgendes über gerechte, sichere und zugängliche Städte:

  • Ist ein Ort ohne Diskriminierung.
  • Basiert auf der Gleichstellung der Geschlechter.
  • Integriert Einheimische, Fremde, indigene Gruppen und Minderheiten und schafft so eine integrative Gemeinschaft.
  • Fördert die politische Teilhabe an der Entscheidungsfindung, sowohl seitens der Regierung als auch der Zivilgesellschaft.
  • Erfüllt soziale Funktionen, d. h. bietet der gesamten Bevölkerung Zugang zu Wohnraum, Waren und Dienstleistungen.
  • Verfügt über öffentliche Räume und staatliche Dienstleistungen von guter Qualität.
  • Die Schaffung einer vielfältigen und integrativen Wirtschaft anregt.
  • Eine gesunde Verbindung zwischen Stadt und Land schafft, in der die Umwelt und die natürlichen Ressourcen respektiert werden.

Über die Bedeutung von Mobilität im Rahmen vom Recht auf Stadt

Ein großer Teil des Konzepts des Rechts auf Stadt hat mit dem Zugang der Menschen zu staatlichen Dienstleistungen und öffentlichen Räumen zu tun. Die Art und Weise, wie wir uns durch Städte bewegen und diese Orte erreichen, ist dabei ein Schlüsselfaktor für die Ausgestaltung des Rechts auf Stadt.

Unter den verschiedenen Verkehrsmitteln ist der öffentliche Verkehr eine demokratische und gerechte Wahl. Die Vereinten Nationen haben als Ziel für 2030 festgelegt, „den Zugang zu sicheren, erschwinglichen, zugänglichen und nachhaltigen Verkehrssystemen für alle zu ermöglichen und die Verkehrssicherheit zu verbessern, auch durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs„.

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Ein doppelstöckiger Zug fährt auf der Gleisstrecke in Richtung Bahnhof Saint-Lazare. (Urbanauth / VGO / Paris / 2021)

Öffentliche Verkehrsmittel haben gegenüber dem Auto den Vorteil, dass sie eine größere Anzahl von Personen auf einer einzigen Fahrt befördern können und somit die Umweltverschmutzung und Überlastung sowie Abnutzung der Straßen gering halten.

Laut dem Deloitte City Mobility Index von 2019 nutzen 25 % der Pariser die öffentlichen Verkehrsmittel für ihren täglichen Arbeitsweg. Auch in den Vereinigten Staaten ist die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs zwischen 1995 und 2018 um 28 % gestiegen. In Ländern wie Mexiko nutzen 50,9 % der Bevölkerung den ÖPNV (INEGI, 2017), da er eine günstigere Option als das Auto ist.

Design und Zugänglichkeit im Kontext von Mobilität und Recht auf Stadt

Ein Verkehrsmittel, das in Städten so vielen Nutzern zugänglich wie möglich gemacht wird, muss vielen Anforderungen entsprechen. Einige Indikatoren zur Messung der Qualität sind die vom ITDP (Institute for Transportation and Development Policy, 2017) in seinem Standard für verkehrsorientierte Entwicklung (TOD) vorgeschlagenen:

  • Öffentliche Verkehrsmittel müssen über zugängliche, barrierefreie und sichere Haltestellen für die gesamte Bevölkerung verfügen.
  • Es wird eine maximale Entfernung von 1,0 km zwischen den Haltestellen und von Gebäuden wie Schulen, Krankenhäusern oder Wohnungen empfohlen.
  • Busse und Bahnen sollten mindestens alle 5 Minuten verkehren, einen Fahrplan von 7:00 bis 22:00 Uhr haben und eine Abdeckung aller Stadtteile gewährleisten.
  • Und schließlich ist es wünschenswert, dass sie mit anderen Verkehrsträgern wie Fahrrädern, Fußgängerzonen oder öffentlichen Verkehrsmitteln verschiedener Art verbunden sind.

Diese Merkmale beziehen sich auf die äußeren Aspekte eines effiziente Transport-Systems. Die Navigation innerhalb eines öffentlichen Verkehrsmittel oder seiner zugehörigen Infrastruktur ist jedoch ein ebenso wichtiger Bestandteil, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, und hier spielt das Design eine Schlüsselrolle. Stelle Dir vor, Du bist ein Kind, ein Fremder oder eine Person, die nicht lesen kann, und musst mit der U-Bahn irgendwohin gelangen. Ein effizientes öffentliches Verkehrsnetz würde es Dir ermöglichen, dies intuitiv zu tun. Und Design hat die Macht, dies zu schaffen.

Weitere Informationsquellen:

Dieser Artikel ist eine verkürzte Übersetzung von Vincent Göhlich. Das Original von Sofia Villarreal erschien 2021 auf Englisch

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