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Rest in Peace. Urbanauth stellt euch in diesem Artikel die Streetartisten und Graffiti-Künstler vor, welche 2022 verstorben sind. Von Streetartkünstlerin Miss Tic zu Graffitikünstler Full1 & Jibeone und Alain Campos (Banlieue Banlieue) – vor allem in Frankreich verstarben im vergangenen Jahr einige Akteure, welche in ihrer jeweiligen Kulturszene eine Leere hinterlassen. Ein Rückblick auf die urbanen Künstler, die von uns gegangen sind.

Urban Art: diese Künstler aus dem Streetart sind 2022 verstorben

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Im August verstarb der Künstler, der hinter einer der ikonischsten Wandgestaltungen an der East-Side Gallery von Berlin stand. Dmitri Wrubel prägte mit seinem historischen Bruderkuss-Bild zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker das Ende einer Epoche und den Beginn der deutschen Wiedervereinigung. Der, 1960 in Moskau geborene, Künstler verstarb am 14. August 2022 im Alter von 62 Jahren an COVID-19.

In Salisbury, USA, sorgte der Tod eines obdachlosen Künstler für eine Welle der Emotionen. Der Maler Jospeh Heilig, der für seine Zeichnungen und seinem warmherzigen Charakter bekannt war, verstarb im Mai mit 65 Jahren im Krankenhaus. Wenig ist über diesen Menschen bekannt, außer dass er in der Queensbridge-Siedlung auf Long Island City in New York groß wurde und dort eine Kunstschule besuchte, bevor er nach Salisbury zog – dem Geburtsort seiner Mutter. Als Streetartist bereicherte er auf seine Weise das Stadtbild über den Zeitraum von zehn Jahren. Eine Crowdfunding-Initiative wurde für die Kosten seines Begräbnisses ins Leben gerufen.

Montmartre verliert eine Streetart-IKOne: MissTic 1956 – 2022

In Frankreich sorgte vor allem der Tod von Streetartkünstlerin Miss Tic für Trauer. Als Streetart-Ikone prägte sie die Kunstszene in Paris ab den 90er Jahren mit ihren Schablonen – auf der Straße und in den Galerien. Ihre Werke, welche in ihrer Komposition aus der Silhouette von MissTic in einem roten Kleid und kurzen Sätzen bestanden, verbanden dabei Poesie mit Sinnlichkeit. Im Laufe ihrer Karriere arbeitete sie dabei auch mit namhaften Marken (Louis Vuitton, Kenzo, ) zusammen. Ihre Biografie ist Beweis einer hochengagierten Künstlerin, welche neben ihrem Streetart jedes Jahr an Ausstellungen teilnahm und sich weltweit einen Namen machte. In Paris prägte sie dabei vor allem das Künstler-Viertel von Montmartre mit ihren ikonischen Arbeiten.

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Streetartist Miss Tic in Paris (Moreaupf / CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons / 2012)

Banlieue Banlieue! Rest in Peace: Alain Campos 1955-2022

Aus derselben Generation wie MissTic und ebenfalls 2022 verstorben, ist der Künstler Alain Campos, der 1955 in Casablanca, Marokko geboren wurde. Besondere Anerkennung erhielt er für sein Wirken in der Gruppe Banlieue-Banlieue, welche ab 1982 für eine ganz eigene Strömung im Streetart sorgte. Das Kollektiv, das zahlreiche Kunstaktionen realisierte, zeichnete sich durch farbenfrohe und ausdrucksstarke Produktionen aus.

Banlieue Banlieue war in den 90er mit bei den Vorreitern der Kunstströmung „Figuration libre“ dabei – eine Kunstform basierend auf dem Figurativen und zugleich frei in seiner Darstellung, stand die Bewegung für eine grenzenlose und kulturübergreifende Szene ein, welche frei von Werthierarchien zwischen Hoch- und Subkultur handelt. Zwischen primitiver Kunst (Art brut), westlichen Einflüssen und Eindrücken aus dem Rest der Welt – die figuration libre von Banlieue-Banlieue in ihren Ausstellungen und Wandgestaltungen machten sie zu Pionieren der beginnenden neuen urbanen Kunst. Die musikalischen Einflüsse durch die Rock-Musik spielte ebenfalls eine Bedeutung für das Kollektiv.

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Kunstwerk von Alain Campos in der Aubergine300, einem alternativen Hausprojekt im Vorort Malakoff von Paris. (Urbanauth / VGO / 2023 / Paris)

Alain Campos, seines Zeichens Autodidakt, suchte früh trotz seiner Aversion zur akademischen Kunstausbildung die Nähe zu Kunststudenten. Urbanauth konnte für den Artikel einen Verwandten kontaktieren. Aus der Freundschaft mit Antonio Gallego, damals Student an der Universität der bildenden Künste in Versailles, entstand das Kollektiv Banlieue-Banlieue, welches sich die nächsten Jahrzehnte, mit seiner eigenen Art sich von den anderen lokalen Akteuren aus dem Streetart und Graffiti abgrenzte. Außerdem erhielt er den hoch angesehen Orden der Künste und der Literatur („Chevalier d’arts et lettres„).

Diese Graffiti-Künstler und Sprüher sind 2022 verstorben

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Hommagen an verstorbene Graffitisprayer gehören zur Szene dazu. So wie in Dijon für den Sprüher Noshy (1995-2017). (Urbanauth / Dijon / 2022)

Graffiti als Subkultur zwischen Anonymität und Illegalität bringt seine Risiken mit: von halsbrecherischen Aktionen, fahrenden Zügen, zu persönlichen Problemen und der Gesundheit – jedes Jahr trifft es dabei Akteure jeden Alters. Im Folgenden stellen wir dir die verstorbenen Graffiti-Künstler und Sprüher vor.

Auf den Gleisen von New York: Full1 & Jibeone

Ein Traum von vielen Graffitisprayern ist es, eine U-Bahn am Geburtsort der zeitgenössischen Graffiti-Subkultur zu bemalen. Dass dies nicht immer gut geht, gehört dabei zum Risiko. Auf besonders tragische Weise verstarben jedoch die Graffiti-Sprüher und Streetartist Full1 & Jibeone in New York, April, 2022. Die nächtliche Exkursion auf den Gleisen der Metro beendete die Reise der beiden französischen Künstler. Die unabhängige Nachrichtenseite TheGothamist interviewte Ceet Fouad, einen befreundeten Streetartkünstler der beiden Verstorbenen. Beide hinterlassen Witwen, davon eine mit drei Kindern.

Trainwriting und Exkursionen auf Zugstrecken können böse enden. So auch keine zwei Wochen später in einer Metro-Station in Manhattan. Ein obdachloses Pärchen, welche sich auf den Gleisen aufhielten, wurden von einem Zug erfasst und starb. Die MTA, verantwortlich für die Metrozüge in New York, erfasst seit 2019 einen Anstieg von 20% bei illegalen Gleisüberschreitungen. In 2021 sorgte dies für 68 Tode.

La Rochelle Graffititag Tag Graffiti "4: Kere & Flair2 RIP" verstorbene Graffitisprüher in Newy York aus Frankreich Honorierung durch Subkultur und Freunde mit Wandfreske
Abschied nehmen: „4: Kere & Flair2 RIP“-Nachruf auf einer Graffiti-Jam. (Urbanauth / La Rochelle / 2022)

Von Nordamerika nach Großbritannien: Pablo Luna & HALO

Ebenfalls aus Nordamerika, doch dafür aus Phoenix: der Graffiti-Künstler Pablo Luna verstarb mit 52 Jahren an einem Herzinfarkt. Seine Werke prägten das Stadtbild und sorgten für ein hohes Ansehen in der lokalen Kulturszene. Im Zeitungsartikel von Azcentral wird er als witziger und fürsorglicher Familienmensch beschrieben. Außerdem gründete er mit zwei weiteren Graffiti-Künstlern die NG-Crew.

Auf der anderen Seite des Atlantiks verstarb der Graffiti-Sprüher Lewis Wayne aka „HALO“ im Mai 2022 mit 25 Jahren. Wie die Seite MyLondon berichtete, wurde ihm in Shoreditch eine Tribut-Wand gemalt. Sein Körper wurde in einem verwesten Zustand aus seiner Wohnung geborgen und sorgte für Schlagzeilen.

Editorial Note: Dieser Artikel übernimmt keine Gewährleistung auf Vollständigkeit. Dir ist ein oder eine Künstler/in bekannt, welche 2022 verstorben ist? Du kannst uns gerne schreiben und weitere Informationen zukommen lassen.

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