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Stadtentwicklung. Die Auswirkungen des Klimawandels treffen zunehmend unsere urbanen Lebensräume. Die französischen „Écoquartier„, ökologische Stadtviertel, sollen Abhilfe verschaffen und einen Beitrag zum Bau von Klima-resilienten Städten leisten. Diese ermöglichen eine umweltbewusste Bauweise. Wie diese zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen, erfährst du im folgenden Artikel.

Ökologie und Nachhaltigkeit in die Stadtplanung miteinzubeziehen, liegt im Zeitgeist. Vor allem Großstädte wie Amsterdam mit seinem steigenden Meeresspiegel oder Paris und seine urbanen Hitzeinseln sehen sich bereits konkreten Folgen des Klimawandels ausgesetzt. Die Städte von Morgen müssen sich nun auf die Herausforderungen vorbereiten. Denn die Auswirkungen des Klimawandels: Waldbrände, Erdbeben, Überschwemmungen und Hitze, treffen nun auch vermehrt urbane Ballungsräume.

Die französischen“Écoquartier“ sollen helfen. Seit mehr als zehn Jahren unterstützt der französische Staat diese Art des ökologischen und partizipativen Umdenkens in der Stadtplanung und Entwicklung von nachhaltigen Wohn-, Arbeits- und Freizeitorten.

Ökologische Stadtviertel: nachhaltige Stadtentwicklung mit den französischen Écoquartier

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Blick auf das Écoquartier Clichy-Batignolles in Paris. Direkt an der Zugstrecke La Defense – Saint Lazare liegt die Bahnhofstation Pont Cardinet, welche an das neue Stadtviertel angrenzt. Nachhaltige Stadtentwicklung auf Französisch! (Foto: Urbanauth / VGO / 2019)

Das Siegel für ökologische Stadtviertel

Das „EcoQuartier“-Siegel gewährleistet die Einhaltung der Verpflichtungen und schafft gleichzeitig umweltfreundliche und nachhaltige Orte, an denen es sich gut lebt.

Seit 2012 definiert die offizielle Website der französischen Regierung ein ökologisches Stadtviertel wie folgt: „[…] ein vielschichtiges Stadtentwicklungsprojekt, das alle Fragen und Prinzipien nachhaltiger Städte und Gebiete integriert.“ Und die Öko-Viertel versuchen zu halten, was sie versprechen! Die Treibkräfte urbaner Innovation sind ökologisch intelligent geplant.

Zwischen Finanzkontrolle und partizipatorischem Prozess, Bürgermobilisierung und Berücksichtigung von Nutzerpraktiken und Bürgererwartungen: die Liste ist lang! Um das Écoquartier-Siegel zu erhalten, müssen 20 Verpflichtungen erfüllt werden.

Bis zum Erhalt des Écoquartier-Siegels, ist es ein langer Weg. Die vom französischen Ministerium festgelegten Schritte bestehen aus vier Phasen. Am Anfang steht die Unterzeichnung der Charta der ÉcoQuartier, die eine Studienphase des Projekts durch die lokalen Behörden einleitet. Es folgt die Baustellenphase, die eine Reihe von Spezifikationen beachten muss. Anschließend wird eine Expertise durchgeführt und die Einhaltung der Vorschriften überprüft. Wenn das Ökoquartier ausgeliefert wurde oder sich in der Endphase befindet, wird eine weitere Expertise durchgeführt, die den Weg für das Label „Écoquartier – Stufe 3“ öffnet.

Drei Jahre später wird eine neue Konsultation organisiert. In dieser wird ein Selbstbeurteilungsverfahren durchgeführt, in denen die Bewohner das Wort erhalten. Untersucht wird: die Erfüllung der Verpflichtungen. Die Art und Weise, in der die Umsetzung des neuen Wohnraumes von seinen Bewohnern akzeptiert wird, sowie die potenziellen Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung des Stadtteiles.

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Ein neuer Großstadtdschungel? Begrünte Dächer, Niedrigenergiebauweise und offene Plätze. So könnten in Frankreich die Stadtteile von morgen aussehen. (Symbolfoto: Urbanauth / VGO / 2020)

Intelligent bauen in der Stadt von Morgen:
die Écoquartier, ökologische Stadtviertel entwickeln sich am Puls der Zeit

Die Entwicklung urbaner und zugleich ökologischer Stadtteile in Zeiten des Klimawandels wird zu einem wichtigen stadtplanerischen Bedenken. Berücksichtigt werden lokale Gegebenheiten wie die Gefahr von Erdrutschen, Bränden oder Wärmefeldzonen. Der städtische Lebensraum von Morgen muss in der Lage sein, sich auf eine sich-verändernde klimatische Umgebung anzupassen.

Die landschaftliche und architektonische Harmonie spielt eine wichtige Rolle. Sie zielt darauf ab, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern, aber auch die Identität der Stadt und ihr kulturelles Erbe hervorzuheben. Ein Vorteil der französischen Stadtentwicklung ist die Herangehensweise. Vorzugsweise werden große Areale komplett neu entwickelt. Dies ermöglicht es, das Gesamtbild von Stadtvierteln harmonisch abzustimmen.

Ökologische Stadtviertel werden großflächig entwickelt. Dadurch kann in der Planung die Organisation und Verteilung von öffentlichen Räumen in Form von Parks oder Grünkorridoren leichter berücksichtigt werden. Dies ist der Fall bei den revitalisierten Industriebrachen wie der Ile Seguin oder dem Öko-Viertel Clichy-Batignolles mit seinem Martin Luther King Park. Projekte dieser Größenordnung erfordern tiefgreifende Konsultationen und Studien.

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Moderne Architektur: Blick auf einen Innenhof im frisch entwickelten Sektor Saussure-Pont Cardinet. (Symbolfoto: Urbanauth / VGO / 2020)

Die Ökologie im Herzen der Stadt von Morgen

Ökologisches Bauen ist die Antwort auf zwei große Herausforderungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Um die Treibhausgasemissionen von Gebäuden zu begrenzen, werden diese Energie-effizient gebaut. Wie beim Passivhaus durch seine Ausstattung und Isolierung besitzen die französischen ökologischen Viertel eine niedrige Energiebilanz.

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Bald grün! Eine vegetalisierte Fassade im frisch fertiggestellten Écoquartier Clichy-Batignolles / Paris 17. Bezirk. (Photo : Urbanauth / VGO / 2020)

Das Label Écoquartier fördert den schonenden Umgang mit Ressourcen wie Baumaterialien, Wasser und Strom. Möglichkeiten umweltbewusst zu bauen existieren. Nachhaltiges Bauen durch Verbesserung der Gebäudehüllen und Dämmung ermöglichen eine thermische und energetische Effizienz. Dank einer Niedrigenergiebauweise sinkt der Heizwärmebedarf. Während erneuerbare Energien, durch Fotovoltaikanlagen auf Dächern und der Nutzung von Erdwärme, zusätzlichen Strom liefern. Auffangsysteme für Regenwasser helfen den Wasserbedarf zu entlasten.

Unter Berücksichtigung der „Grauen Energie“, dem Energieaufwand, fällt der Energiepreis, den eine Ressource in ihrem Lebenszyklus verbraucht. Dies umfasst ihre Herstellung, Transport, Lagerung, Verwendung und Entsorgung. All diese Schritte erzeugen CO2 und hinterlassen einen ökologischen Fußabdruck. Durch verschiedene Maßnahmen kann dieser gesenkt werden: Recycelte oder lokale, umweltfreundlich produzierte Baumaterialien stellen Alternativen zum Import von Rohstoffen dar. Ein anderer Ansatz besteht darin, die Abfallproduktion zu begrenzen und alternative Methoden der Rückgewinnung und des Recyclings zu fördern.

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Vielfältige Architektur. Das ökologische Stadtviertel Clichy-Batignolles im Norden von Paris beeindruckt durch eine vielfältige Architektur. Kein Gebäude gleicht dem Anderen und dennoch reihen sie sich in ein harmonisches Stadtbild ein. (Foto: Urbanauth / VGO / 2019)

Das ökologische Stadtviertel als treibende Kraft für nachhaltige Innovationen

Nachhaltige und umweltfreundliche Innovationen. Die ökologischen Viertel in Frankreich sind Fundgruben für urbane Erfindungen. Vor Ort werden Sensoren installiert, um die Emissionen von Gebäuden zu messen. Die Verwendung von Big Data in der SMART-City hilft, die Stadt zu einem quantifizierbaren Ort zu machen. Einmal installiert, dienen diese Anlagen zur Messung und Verbesserung des Energieverbrauchs. So kann potenziell der Energiebedarf und der Umgang mit den Ressourcen optimiert werden.

Ein weiterer Schritt zur nachhaltigen Stadtentwicklung ist es, den Zugang zu öffentlichen und kollektiven Verkehrsmitteln zu erleichtern. Dies ermöglicht es, Autos in der Nachbarschaft zu verringern und leistet einen Beitrag zur Luftqualität. So ist es nicht verwunderlich, dass Fußgängerzonen in den Écoquartieren keine Seltenheit sind.

Ökologische Stadtviertel sind eine treibende Kraft für die zukünftige, urbane Resilienz von Städten. Nachhaltig und gesellschaftlich wertvoll: Das Label „ÉcoQuartier“ dient als Qualitätsgarantie. Genauso wie die Zufriedenheit seiner Bewohner. Die neuen ökologischen-Viertel unterstützen eine kontinuierliche Erneuerung der französischen Architektur und gewährleisten vor allem ein hervorragendes und nachhaltiges Lebensumfeld!

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