Im Sommer tauschen Sie die Wohnung gegen das Leben in Wohnwägen und Vans und den Alltag des Schreibtisches für Nähe zur Natur. So auch Nancy. Die Kanadierin lebt einen Teil des Jahres in einem Wohnmobil im mexikanischen Bundesstaat Baja California Sur. Dort fertigt sie Schmuck aus Muscheln an, die sie an verschiedenen Stellen entlang ihrer Route durch Baja gesammelt hat. Sie hat sich in einer Gemeinschaft von Ausländern im Bachbett von San Bartolo niedergelassen, wo sie die Monate mit gutem Wetter von November bis April verbringt. Danach wird sie für eine Weile nach Kanada fliegen, aber ihre Sachen, einschließlich ihres Lastwagens, bleiben in einem Hochwasserrisikogebiet. Wir erzählen, was es mit dem Van-Life in dieser mexikanischen Risikozone auf sich hat.
Dieser Artikel von Sofia Villarreal erschien im Original auf Urbanauth.eu in Englisch. Die Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche wurde von Vincent Göhlich erstellt.
Van-Life Communities in Baja, Mexiko
Wie Nancy leben etwa 40 weitere Ausländer in Wohnmobilen am San Bartolo Creek. Es befindet sich in der Nähe von Los Barriles, einem beliebten Strandziel für ausländische Rentner und „digitale Nomaden“.
Die Wohnmobile und Vans, welche durch Baja reisen, sind mit guter, technischer Ausrüstung ausgestattet. Vom lokalen Internetzugang bis hin zu Wasserfiltern, Solarzellen und Starlink-Antennen sind einige der Optionen, die es Reisenden ermöglichen, die Halbinsel ohne Hotel zu bereisen.
Darüber hinaus ist diese Form des Tourismus auch deshalb so beliebt, weil es so einfach ist, Fahrzeuge aus den USA nach Mexiko zu bringen. Die Halbinsel Baja California Sur ist Teil der „freien Zone“ Mexikos, einem Grenzstreifen, in dem man für die Einreise mit dem Fahrzeug keine Genehmigung benötigt. Dies wurde zur Förderung vom Tourismus eingeführt. Der Bundesstaat Baja California Sur gehört zu den am wenigsten besiedelten Teilen von Mexiko. Am südlichen Teil der Halbinsel gelegen, liegt der Bundesstaat zwischen dem Golf von Kalifornien, einem Nebenmeer vom Pazifik, umgeben von Wasser und reichlich Sonne.
van-life und Die Mexikanische Gesetzgebung
Abgesehen von dem Abenteuer des Reisens mit dem Wohnmobil und Van-Life, hat diese Art des Tourismus Auswirkungen auf die Umwelt. In Mexiko sind die Gesetze, die dies regeln, die Bebauungs- / Stadtentwicklungspläne. Gemäß dem Plan von Los Barriles ist die San Bartolo-Bucht als Risikozone eingestuft, da diese als Hochwassergebiet eingestuft wird.
Gleichzeitig erklärt der Plan dieses Gebiet als geeignet für Erholungszwecke. Das heißt, solche, die der Erhaltung von Bachbetten dienen, ohne dauerhafte Bauten zuzulassen. Auch wenn die Wohnmobile keine dauerhaften Bauten sind, tragen sie nicht zur Erhaltung der Umwelt bei, in der sie sich befinden.
die Umweltauswirkungen in der Risikozone von San Bartolo
Der Plan von Los Barriles weist auch auf einige ökologische Merkmale des San Bartolo Creek hin. In ihm gibt es „Galerie“-Vegetation, die entlang der Ufer von Flüssen oder Bächen wächst. Diese Art von Vegetation erfüllt mehrere Funktionen im Ökosystem:
- Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Pflanzenarten und Wasserorganismen.
- Erleichterung der Infiltration von Wasser in die Grundwasserleiter.
- Eindämmung der Wasserströme, die die Wasserläufe hinunterfließen.
In dieser Hinsicht sollten die Wohnmobile in San Bartolo einer besonderen Aufsicht unterworfen werden, um das Ökosystem zu erhalten. Außerdem hat San Bartolo den Bodentyp „Fluvisol„, der in der Regel feucht ist, weil er mit Gewässern in Verbindung steht, und sich für das Wachstum der Vegetation eignet. Dies macht es zu einem Boden, auf dem es nicht so einfach ist, tiefe Fundamente zu bauen, und der vor der Verunreinigung durch Abwässer von Wohnmobilen geschützt werden muss.
Soziale Auswirkungen des van-life auf lokale Gemeinschaften
In Baja gibt es ein sehr deutliches Phänomen, nämlich den Boom ausländischer Touristen. Aufgrund des Immobilien- und Tourismusmarktes kaufen Ausländer Ferienhäuser oder lassen sich für längere Zeit nieder. Dies hat zwei berüchtigte Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften, welche seit mehreren Generationen dort wohnen: Anstieg der Kosten für Dienstleistungen und die Verdrängung von Einheimischen.
Touristen aus dem Ausland besitzen eine höhere Kaufkraft, während die Menschen in Baja etwa 444 Dollar im Monat verdienen. Der Mindestlohn in Mexiko beträgt 10,6 Dollar pro Tag. Zum Vergleich: Ein Platz auf einem Wohnmobil-Campingplatz kostet 200 Dollar pro Woche.
Die Diskrepanz zwischen den Lebenshaltungskosten und dem Einkommen der Menschen vor Ort zwingt sie dazu, in Gebiete zu ziehen, in denen sowohl Dienstleistungen als auch Wohnraum in Reichweite bleiben. Und auch die touristischen Aktivitäten haben Auswirkungen auf die Gesellschaft.
Dazu kommen noch die Kosten für die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur, des Trinkwassers oder der Abwasserentsorgung. Ausländische Touristen zahlen keine Steuern, nutzen aber einige dieser Infrastrukturen, die die Gemeinden nur mit dem Geld der mexikanischen Steuerzahler unterhalten.
Es ist klar, dass der nomadische Lebensstil mit der Technologie immer mehr möglich wird. Das Fehlen klarer Vorschriften für die Landnutzung kann jedoch in Zukunft zu schwerwiegenderen Folgen führen. Das bedeutet kein Tourismus-Verbot, sondern vielmehr, dass man über Möglichkeiten der Zusammenarbeit nachdenkt und Strategien entwickelt, die für beide Seiten von Vorteil sind.