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USA: Flint’s Wasserkrise und das Blei im Trinkwasser

USA: Flint’s Wasserkrise und das Blei im Trinkwasser

USA. In Michigan führte Flint’s Wasserkrise zu einem der größten Umweltskandale der USA. Der fahrlässige Umgang mit dem Wassermanagement, Austeritätsvorgaben und ein ungesunder Fluss, führten zu einer Wasserkrise. Durch den fahrlässigen Umgang mit dem Fluss als Trinkwasserquelle wurde die Bevölkerung der Stadt Flint jahrelang erhöhten Bleiwerten ausgesetzt. Nun erhalten die Betroffenen eine Entschädigung.

Der Skandal wurde von unabhängigen Forschern, Medien und lokalen Vereinigungen sowie Personen aus der Zivilgesellschaft aufgedeckt. Das Medium Frontline veröffentlichte unter anderem eine Dokumentation der Geschehnisse. ProPublica, TheGuardian und CNN berichteten ebenfalls ausführlich über Flint’s-Wasserkrise. Blei ist schwer gesundheitsschädigend. Außerdem wurde ein Anstieg an Fällen von Legionärskrankheit festgestellt. Das langsame Handeln der Behörden hat die Krise dabei nur verschlimmert. Inzwischen ist die Akte Flint nahezu aufgearbeitet, doch die Spaltung in der Gesellschaft bleibt. Urbanauth gibt euch eine Zusammenfassung von Flint’s Wasserkrise.

Flint’s Wasserkrise: Von Stadtflucht zu Krisenmanagement

Flint's Wasserkrise, Aufnahme von Flint River 2010 mit Brücke in der Innenstadt von Flint, Michigan, USA.
Eine Brücke in Flint führt über den Fluss. Sein Wasser hat zur Korrosion der Wasserleitungen und den anschließenden Bleivergiftungen geführt. Zum Zeitpunkt des Fotos in 2010 bahnte sich die Wasserkrise bereits langsam an. (Foto: Andrew Jameson / Wikimedia / 2010)

Der Bundesstaat Michigan liegt im Norden der Vereinigten Staaten von Amerika. Eingeschlossen zwischen den Seen Lake Michigan und Lake Huron grenzt es im Norden an Kanada sowie im Süden an die Bundesstaaten Indiana und Ohio. Knapp 10 Millionen Menschen leben dort. Michigan war der Geburtsort der amerikanischen Automobilindustrie. Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel. Mit einer hauptsächlich weißen Bevölkerung und einem Drittel der Bevölkerung mit einem Bachelor-Abschluss sind nur 13 % der Bevölkerung von Armut betroffen.

Die Stadt Flint liegt am gleichnamigen Fluss des Bundesstaates. Heutzutage wohnen dort ungefähr 90.000 Menschen. Während nahezu 40% der Bewohner in Armut leben, hat über die Hälfte der Bevölkerung dem Zensus der amerikanischen Regierung zufolge afro-amerikanische Wurzeln. Neben der Metropole Detroit war Flint ebenfalls ein wichtiger Standort der amerikanischen Automobilindustrie. Ab den späten 70er Jahren ging es jedoch wirtschaftlich bergab. Als es 1973 zur Ölkrise kam, brach die Industrie ein oder konzentrierte sich auf andere Standorte. Die anschließende Deindustrialisierung führte zu Arbeitslosigkeit, Leerstand und zum Verfall des Stadtbildes.

Das Phänomen des „White Flights“ verschlimmerte die wirtschaftliche Lage von Flint. Eine weiße, wohlhabende Mittelschicht verließ die Innenstadt und ließ sich in den Vororten nieder oder zog in andere Städte. Die Stadtflucht dauert bis heute an.

In Folge kam es zu einer Entwertung der Immobilienwerte von Häusern und Grundstücken. Wegen mangelnden Unternehmen und einer geringen Kaufkraft der Bewohner fielen wichtige Einnahmen durch Gewerbe- und Einkommenssteuer weg. Dies versetzte die bereits verschuldeten Stadt in eine größere, finanzielle Notlage. Im Nachzug der Finanzkrise von 2008 wurde die Stadt drei Jahre später wegen seiner Schulden entvollmachtet und unter die Kontrolle eines Krisenmanagers gestellt. Die daraus resultierenden Entscheidungen bezüglich des Wassermanagements sollten katastrophale Auswirkungen haben.

Die Folgen der Wasserkrise für die Bewohner von Flint

Die fatale Entscheidung in 2011 von der Wasserversorgung aus Detroit, auf die des Flint-Flusses zurückzugreifen, hatte weitreichende Auswirkungen. Während die alte Kläranlage der Stadt wieder in Betrieb genommen wird, fehlen an anderer Stelle die Mittel. Das ungenügend behandelte Wasser führte dabei zu einer Korrosion der Wasserrohre, welche aus Blei und Eisen sind. Die Folgen waren erhöhte Bleiwerte im Trinkwasser.

Die gesundheitlichen Folgen von Blei für Menschen sind immens. Bleiexposition im Kindesalter wird mit psychischen Gesundheitsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie einem Anstieg von Kriminalität und Gewalt in Verbindung gebracht. Laut dem Bericht leiden ältere Kinder unter schwerwiegenden Folgen, wie beispielsweise einem höheren Risiko für Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben. Der Warnwert der Vereinten Nationen liegt bei 5 Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut (µg / dl). Die Richtwerte in Nordamerika sind dabei etwas strenger. Jedoch bleibt jede Aufnahme von Blei in den Körper immer gesundheitsschädlich.

Für Richard Fuller, Präsident von Pure Earth steht fest:Die Menschen können über die Gefahren von Blei aufgeklärt werden, damit sie sich selbst und ihre Kinder schützen können. Die Investitionen zahlen sich aus: eine bessere Gesundheit, höhere Produktivität, höhere Intelligenzquotienten, weniger Gewalt und eine bessere Zukunft für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt.

Flint's Wasserkrise, Ein Schild zeigt zu einer Water Pick Up Station, Parkplatz, USA Michigan Flint, Krisenmanagement Wasserstreß
Da das Trinkwasser aus der Leitung gesundheitsgefährdend ist, musste das Wasser in Flaschen an die Bewohner von Flint verteilt werden. Ein Schild zeigt in die Richtung einer „Water Pick-up“-Station. (Foto: US Department of Agriculture / Public Domain / 2016)

US-amerikanische Segregation: Wie die sozialen Ungleichheiten die Wasserkrise verschärften

Der Niedergang von Flint’s Industrie hat die ökonomischen und sozialen Ungleichheiten verschärft. Die erneute Austeritätspolitik unter Krisenmanagern ab 2011, anschließenden Fehlentscheidungen und verzögerte Maßnahmen, führten zur Umweltkatastrophe.

Umweltrassismus beschreibt jede Politik, Praxis oder Richtlinie, die Menschen (Einzelpersonen, Gruppen oder Gemeinschaften) in unterschiedlicher Weise aufgrund ihrer Rasse oder Hautfarbe benachteiligt (ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt). In der Wasserkrise von Flint drückt sich dies dadurch aus, dass einige Städte den Luxus haben, ihre Einwohner mit sauberem Wasser zu versorgen – während andere um eine anständige Versorgung zu kämpfen haben.

Im Kontrast steht der Ort Burton, eine angrenzende Kleinstadt von Flint, welche hauptsächlich weiß und wohlhabend ist. Da sie ihr Trinkwasser über Detroit bezieht, war sie nicht von Flint’s Wasserkrise betroffen. Aber ebenso können die Vororte von Grand Blanc City, Swart Creek City und Flushing City genannt werden. Nahezu alle umliegenden Vorstädte haben dabei eine niedrigere Armutsrate als der Bundesdurchschnitt. Mit Ausnahme von Flint welche die Armut anzuziehen scheint. Mit 38 % nähert sich der Anteil der als arm geltenden Bevölkerung der 50 %-Marke.

Die Michigan Civil Rights Commission ging in ihrem Bericht „The Flint Water Crisis: Systemic Racism Through the Lens of Flint“ aus 2016 auf die sozialen Ungleichheiten und den historischen Rassismus ein. Durch den Prozess räumlicher Segregation: Wohn-subventionen für Weiße und Wohnverbot für Afroamerikaner wurden die Bürger im 20. Jahrhundert nach ihrer Hautfarbe getrennt. Beschlossene Maßnahmen zur Flächennutzungs-, Wohnungs-, Kredit- und Verkehrspolitik zur Segregation von farbigen und armen Menschen schufen soziale Ungleichheiten, welche bis heute andauern. So kritisiert die Kommission eine mangelnde Bereitschaft unter den verschiedenen Kommunen, Probleme gemeinsam anzugehen.

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Zum Höhepunkt von Flint’s Wasserkrise wurde Trinkwasser in Plastikflaschen an die Bevölkerung verteilt. (Foto: US Department of Agriculture / Public Domain / 2016)

Die Chronologie von Flint’s Wasserkrise:

  • 2002-2004: Mit 30 Millionen Dollar Schulden ist die Stadt Flint finanziell schwer überlastet. Der damalige Gouverneur John Engler entzieht der Stadt die Entscheidungsmacht und entsendet einen Krisenmanager. Seine Aufgabe: Die Kosten kürzen und das Budget rekalibrieren. Dieser wird durch verschiedene Austeritätsmaßnahmen die Schulden auf mehr als die Hälfte kürzen.
  • 2011: Eine achtköpfige Kommission befindet, dass sich Flint in einer finanziellen Notlage befindet. Der Bundesstaat Michigan übernimmt wieder die Entscheidungsmacht über die Finanzen und entsendet abermals einen Krisenmanager. Um Kosten zu sparen, wird der Wasserzugang von Detroit und dem „Lake Huron„-See zum Flint-Fluss und seiner veralteten Kläranlage gewechselt. Eine Studie ergibt, dass die Zusammensetzung des Wassers aus dem Fluss eine zersetzende Wirkung auf die Wasserrohre aus Blei ausübt. Die zusätzliche Behandlung würde dem Staat 100$ pro Tag kosten.
  • 2014: Der Wechsel des Wasserzuganges ist beendet. Ab jetzt liefert der Fluss von Flint, das Trink- und Nutzwasser an die Stadt. Zweifel an der Sinnhaftigkeit und den gesundheitlichen Folgen treten auf. Um die Ängste der Bevölkerung zu beruhigen, trinken gewählte Volksvertreter öffentlich ein Glas Wasser aus dem Fluss. Währenddessen beklagen sich im Laufe des Jahres immer mehr Bürger über braunes Wasser aus den Leitungen, welches einen schlechten Geschmack und Geruch besitzt.
  • 2015: Die Umweltministerien, EPA und DEQ, die jeweiligen Instanzen auf nationaler und regionaler Ebene sprechen das erste Mal über erhöhte Bleiwerte im Wasser. Ein unabhängiges Forscherteam wird dies ein halbes Jahr später bestätigen. Währenddessen stellt eine Ärztin erhöhte Bleiwerte im Blut ihrer Patienten fest. Beides wird anschließend von unterschiedlichen Beamten bestritten und die Bedenken in den Wind geschlagen.
  • 2015: Ab Oktober macht die Stadt eine Kehrtwende und erschließt erneut den Wasserzugang über Detroit und den Lake Huron. Doch der Schaden ist bereits da. Das unbehandelte Wasser hat die Wasserleitungen angegriffen. Zudem sind die Hälfte der Rohre aus Blei, welche nun ins Trinkwasser gelangt. Rost in Form von braunem Wasser ist nur eine der Erscheinungen. Der Verantwortliche der DEQ, dem Department of Environnemental Quality gesteht schwerwiegende Fehler im Wassermanagement. Wenige Monate später tritt er von seinem Amt zurück. Zum Ende des Jahres wird eine erste Sammelklage eingereicht.
  • 2016: Zum Beginn des neuen Jahres ist der Ernst der Lage nicht mehr zu verschweigen. Der Gouverneur Rick Snyder schaltet die FEMA (Federal Emergency Management Agency) ein. Wenige Wochen später entschuldigt er sich öffentlich und verspricht Wiedergutmachung. Die Nationalgarde wird zur Verteilung von Trinkwasser eingesetzt. Die Stadt verteilt Wasserfilter und versucht zu beruhigen. Doch das Blei in den Rohren ist nur die Spitze des Eisbergs. Während die Bleiwerte in den Leitungen wieder sinken, treten vermehrte Fälle von Legionärskrankheit auf. Das Flusswasser hatte Eisenrohre zum Rosten gebracht und das Desinfektionsmittel gegen Bakterien neutralisiert.
  • 2016: Auf 216 Millionen Dollar werden die Infrastrukturkosten geschätzt. Darunter 55 Millionen Dollar für die Ersetzung der Bleirohre. Im Laufe des Jahres wird gegen mehrere Beamte Anklage erhoben. Ab November entscheidet ein Richter, dass einige Bewohner von Flint Wasser aus Plastikbehältern erhalten, bis die Stadt gewährleistet, dass die Wasserfilter verteilt sind und funktionieren.
  • 2017: Die Bleiwerte im Wasser der Stadt haben sich wieder normalisiert. Währenddessen werden schwere Vorwürfe laut. Die Civil Rights Commission von Michigan hat einen Bericht veröffentlicht, welcher den Behörden historischen und institutionellen Rassismus vorwirft. Der Beginn der Arbeiten zur Ersetzung der Wasserrohre startet in Eiltempo. Bis zum Ende des Jahres werden 10.000 Leitungen ersetzt.
  • 2018: Die Behörden entnehmen Trinkwasserproben an den Schulen von Flint. Zugleich wird das kostenlose Verteilen von Wasserflaschen eingestellt. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst und im April verschafften sich Demonstranten kurzzeitig Zutritt ins State Capitol. Im Laufe des Jahres kritisiert der Generalinspekteur der EPA die Behörden auf nationaler und regionaler Ebene für ihr Versagen. Schulen greifen inzwischen auf Ultraviolett-Filter für die Behandlung von Trinkwasserbrunnen zurück.
  • 2019: Die Verarbeitung der Geschehnisse, welche zur Wasserkrise von Flint führten, schreitet voran. Endlich werden die ersten Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen. Elektronische Geräte und Datenträger vom Gouverneur Snyder werden beschlagnahmt und untersucht. Bis zu 65 weitere Beamte und ehemalige Angestellte sind von den Durchsuchungen betroffen. Zum Ende des Jahres wird eine erste Anklage jedoch fallen gelassen und neu aufgesetzt.
  • 2020: Ein Richter beschließt, dass alle Wasserrohre der Stadt untersucht werden müssen. 20.000 weitere Haushalte erhalten so das Recht, den Zustand ihrer Leitungen kostenfrei untersuchen zu lassen. Der eingeforderte Schadenersatz der Sammelklage kommt auf rekordverdächtige 641 Millionen Dollar.

2021 wurde eine der größten Sammelklagen des Bundesstaates Michigan entschieden. Die Opfer der Flint-Wasserkrise erhalten bis zu 626 Millionen Dollar Entschädigung. Das definitive Gerichtsurteil wurde Anfang 2022 abermals bekräftigt, wie nbcnews berichtete. Außerdem laufen weitere Gerichtsverhandlungen gegen den ehemaligen Gouverneur von Michigan Rick Snyder, sowie den Baudezernenten von Flint Howard Croft. Wie berichtet, werden sie in jeweils zwei Fällen der vorsätzlichen Amtspflichtverletzung angeklagt – im Zusammenhang mit ihrer Beteiligung an der Wasserkrise in Flint. Zusätzlich wurden bisher weitere acht Beamte für ihr schweres Fehlverhalten verurteilt.

Besorgniserregend an Flint’s Wasserkrise ist das Ausmaß an umwelt- historischen und institutionellen Rassismus. Dies beeinflusste Entscheidungen zum Nachteil der Bewohner. Ebenso gilt dies, für die eingesetzten Krisenmanager, welche durch eine zweifelhafte Austeritätspolitik an den falschen Stellen sparten. Doch vor allem das verzögerte Eingreifen der nationalen und regionalen Umwelt- und Gesundheitsbehörden wirft Zweifel auf. Dies ging vor allem zulasten der Gesundheit der Bevölkerung. Der Infrastrukturplan, welcher von Präsident Joe Biden verabschiedet wurde, legt dabei einen Fokus auf die Erneuerung der Wasserleitungen und den Kampf gegen Blei- sowie anderen Umweltverschmutzungen. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, wie mit solchen zukünftigen Problemen umgegangen wird. Auch mögen die Opfer von Flint’s Wasserkrise Gerechtigkeit und Entschädigung erhalten haben, doch die gesundheitlichen Schäden in der Bevölkerung bleiben.

3 Zahlen über Sozialwohnungen und Sozialbau in Paris, die man kennen sollte

3 Zahlen über Sozialwohnungen und Sozialbau in Paris, die man kennen sollte

Frankreich / Paris. Diese 3 Zahlen über Sozialwohnungen in Paris sollte man kennen. Welchen Anteil bilden Sozialwohnungen im Pariser Stadtbild und in welchen Formen werden diese angeboten.

Die französische Hauptstadt mit ihren zwei Millionen Einwohnern stellt einen wichtigen Teil an Sozialwohnungen für Bedürftige und Geringverdiener. Von 2001 bis 2020 wurden den Recherchen des gemeinnützigen Vereines APUR zufolge 113.115 Sozialwohnungen in Paris finanziert. Die seit 2001 geschaffenen Sozialwohnungen werden auf drei verschiedene Arten den französischen Bürgern zur Verfügung gestellt: durch den Bau neuer Gebäude, die vollständige Sanierung zuvor freigewordener veralteter Gebäude und den Kauf von Wohngebäuden unter bestimmten Bedingungen. Im folgenden Artikel werden drei Zahlen zum Sozialwohnungsbau vorgestellt.

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Im 19. Bezirk von Paris befinden sich besonders viele Sozialwohnungen. (Urbanauth / VGO / Paris / 2021)

Sozialwohnungen in Paris: diese Zahlen über den sozialen Wohnungsbau sollte man kennen

Zurzeit verfolgt die Stadt von Paris ein vier Ziele im sozialen Wohnungsbau: Die Anzahl der Sozialwohnungen soll erhöht werden, um die im SRU-Gesetz festgelegte Schwelle zu erreichen, sie sollen besser über das Stadtgebiet verteilt werden, es sollen Familienwohnungen geschaffen werden, die der Pariser Nachfrage entsprechen, und das Mietangebot innerhalb von Gebäuden soll diversifiziert werden, um eine soziale Mischung zu gewährleisten. Ein Bedarf an solchen Maßnahmen besteht dabei nahezu in allen Bezirken. Die soziale Mischung trägt dabei zur Lebensqualität der Stadtviertel bei und einer ausgeglichenen Gesellschaft.

Sozialwohnungen Paris Wohnungsbestand durch Neubau Konventionierung sowie Sanierung Urbanismus Frankreich Wohnen
Grafik zum Anteil der Sozialwohnungen aus Neubau, Erwerb und Sanierung sowie Erwerb und Konventionierung. (Grafik: Urbanauth / VGO / 2022)


Die von 2001 bis 2020 finanzierten Sozialwohnungen verteilen sich insgesamt auf 51.748 Neubauwohnungen (46%), 19.507 Wohnungen durch Erwerb und Sanierung (17%) und 41.860 Wohnungen durch Erwerb und Konventionierung (37%) („Conventionnement de logements„). Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zur Konventionierung verpflichtet sich der Vermieter für eine Mindestdauer von sechs oder neun Jahren, seine Wohnung unter Einhaltung bestimmter Mietobergrenzen, Einkommensgrenzen der Mieter und ggf. bestimmter Bedingungen für die Auswahl der Mieter zu vermieten. Im Jahr 2020 waren mehr als 1.800 der finanzierten Wohnungen Neubauwohnungen und stellten mit 62 % den größten Teil des neu verfügbar werdenden Bestandes an Sozialwohnungen. 2020 waren die beiden anderen Arten hingegen deutlich weniger vertreten als in den Vorjahren.

25 % ist der gesetzlich vorgeschriebene Anteil an Sozialwohnungen in Paris

Die Orgeln von Flandern, Meisterwerk der zeitgenössischen Architektur, Paris Sozialwohnungen altes Zugangstor aus beigem Kalkstein, links Picard-Tiefkühlfrost Supermarkt, rechts asiatischer Supermarkt, Dahinter Hochhäuser, Stadtlandschaft, Paris, Grand-Paris
Die „Orgeln von Flandern“ in Paris säumen über der Pforte eines ehemaligen Arbeiter-Wohnviertel den Zugang zum Turm Riquet und seinen Sozialwohnungen. (Urbanauth / VGO / Paris / 2021)

In Paris ist das in Artikel 55 des SRU-Gesetzes verankerte Ziel, bis 2025 einen Anteil von 25 % Sozialwohnungen an den Hauptwohnsitzen zu erreichen. Wie wir jedoch im Folgenden noch entdecken werden, betrifft dies keineswegs eine gleichmäßige Flächenverteilung über das gesamte Stadtgebiet hinweg.

Geografisch verteilt, befindet sich mit 35% mehr als ein Drittel der von 2001 bis 2020 finanzierten Sozialwohnungen in den zentralen und westlichen Arrondissements. Doch fast die Hälfte des sozialen Wohnungsbestandes in nur drei Bezirken…

40 % der Sozialwohnungen befinden sich in 3 Bezirken

Gegenwärtig sind die Sozialwohnungen zu mehr als 40 % in nur drei Arrondissements konzentriert: im 13., 19. und 20. Arrondissement, in denen jeweils mehr als 35 000 Sozialwohnungen untergebracht sind.

Wer unseren Artikel zur Obdachlosigkeit in Paris gelesen hat, wird sich eventuell erinnern, dass die Anzahl der Obdachlosen in Bezirken mit vielen Sozialwohnungen ebenfalls deutlich höher ausfällt, als in anderen Teilen der Stadt. In Verbindung mit den großen Stadtentwicklungsmaßnahmen der letzten Zeit wurden in acht Bezirken jeweils zwischen 8.000 und 15.000 neue Sozialwohnungen gebaut: Dies betrifft dabei vor allem die äußeren Bezirke von Paris mit den Arrondissements 12., 13., 14., 15., 18., 19. und 20.

3-4 Jahre dauert die Umsetzung eines sozialen Wohnangebots in Paris

Die Zeitspanne zwischen der Finanzierung eines Programms und dem Angebot zur Vermietung kann je nach Dauer der Baustellen von einigen Monaten bis zu mehreren Jahren betragen. Im Durchschnitt werden für ein neues Programm drei bis vier Jahre benötigt. Von den 113.115 Sozialwohnungen, die von 2001 bis 2020 finanziert wurden, waren 87.419 Ende 2020 fertiggestellt (79%).

Die Nachfrage nach Sozialwohnungen, die in Paris zum Ausdruck kommt, wird hauptsächlich von Haushalten mit geringem Einkommen geäußert: Am 31. Dezember 2020 hatten 73% der als Wohnungssuchende registrierten Haushalte in Paris ein Einkommensniveau unterhalb des steuerlichen Referenzeinkommen von 30.887 € für einen Vier-Personen-Haushalt. Diese Quote ist etwas niedriger (70%), wenn sie nur für die Teilpopulation der Antragsteller berechnet wird, die Paris als erste Wahl angegeben haben. Weniger als 9 % der Haushalte, die als Wohnungssuchende registriert sind, verfügen über ein Einkommen, das über einem steuerliches Referenzeinkommen von 56 152 € für einen Vier-Personen-Haushalt.

Um das Angebot an Sozialwohnungen instand zu halten, hat sich die Stadt von Paris dazu verpflichtet die nächsten Jahre 35000 Wohneinheiten zu renovieren und modernisieren. Mit einer geteilten Investition von 82 Millionen Euro wird das Äußere sowie die thermische Isolation der Fassaden erneuert. Besonders viele Arbeiten werden in den Bezirken durchgeführt mit einer hohen Zahl an Sozialwohnungen. Ganz vorne mit dabei: der 13. Bezirk gefolgt vom 20., 19., 18. und 12. Bezirk. Mehr als einer von fünf Wohnungssuchenden (23 %) ist bereits Mieter einer Sozialwohnung und möchte seine derzeitige Wohnung gegen eine andere, meist größere Wohnung eintauschen.

Formen des sozialen Wohnungsangebotes in Paris: PLAI, PLUS, PLS

Von 2001 bis 2020 wurden 113.115 Sozialwohnungen in Paris finanziert. Doch soziales Wohnen in Frankreich ist nicht gleich Sozialwohnung! Die Formen des sozialen Wohnungsangebotes unterscheidet sich.

HLM („Habitation à Loyer Modéré“) ist der Gebrauchsbegriff in Frankreich für ein soziales Wohnangebot mit gemäßigten Mieten. Je nach Bedarfsfall unterscheiden sich die Sozialwohnungen, einschließlich ihrer Finanzierung. Auch die steuerlichen Referenzeinkommen, welche als Obergrenze fungieren, unterscheiden sich in den Landesteilen.

Das soziale Wohnungsangebot in Paris setzt sich aus folgenden Zahlen zusammen: 30.700 PLAI-Wohnungen (27%), 48.227 PLUS-Wohnungen (43%) und 34.188 PLS-Wohnungen (30%). (Urbanauth / VGO / 2022)
  •     PLAI-Wohnungen werden durch das „Prêt Locatif Aidé d’Intégration“ finanziert und sind Mietern vorbehalten, die sich in einer sehr prekären Lage befinden. Der Bedarfsfall wird in Paris am steuerlichen Referenzeinkommen von 30.887 € als Obergrenze für einen Vier-Personen-Haushalt entschieden.
  •     PLUS-Wohnungen werden durch das „Prêt Locatif à Usage Social“ finanziert und entsprechen den HLM-Mieten. Die Miete ist moderat. Der Bedarfsfall in Paris wird am steuerliche Referenzeinkommen von 56 152 € für einen Vier-Personen-Haushalt berechnet.
  •     PLS-Wohnungen werden durch den „“ (Sozialmietvertrag) finanziert, während PLI-Wohnungen durch den „Prêt Locatif Intermédiaire“ (Zwischenmietvertrag) finanziert werden. Die beiden letzteren werden an Mieter vergeben, deren Einkommen zu hoch ist, um für HLM infrage zu kommen, aber zu niedrig, um sich eine Wohnung im Privatsektor leisten zu können.

Weiterführende Informationen:

Die Zahlen zum sozialen Wohnungsbau wurden vom gemeinnützigen Verein APUR (Atelier parisien d’urbanisme) veröffentlicht. Der Verein wurde 1967 vom Pariser Stadtrat gegründet. Seit 2012 steht die APUR unter der Leitung der Architektin Dominique Alba. Die Aufgaben des Apur bestehen darin, die städtischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Paris und der Metropolregion Grand Paris zu dokumentieren, zu analysieren und vorausschauende Strategien zu entwickeln. Im Dienste der öffentlichen Planungs- und Entwicklungspolitik auf der Ebene von Paris und der Metropolregion stellt die APUR regelmäßig Analysen und Daten auf ihrer Plattform zur Verfügung.

Weiterführende Links

So gefährlich ist Blei in der Umwelt: eins von drei Kindern weltweit betroffen

So gefährlich ist Blei in der Umwelt: eins von drei Kindern weltweit betroffen

Blei in der Umwelt. In ihrem Bericht „The toxic truth“ aus 2020 stellt UNICEF in Zusammenarbeit mit der Organisation „Pure Earth“ fest, dass eines von drei Kindern weltweit an den Erscheinungen von Bleivergiftungen leidet. Vor allem Entwicklungsländern sind betroffen. Bleibelastung kann zu lebenslangen neurologischen, kognitiven und physischen Beeinträchtigungen führen. Für die Umweltverschmutzung verantwortlich sind neben der Industrie, das unsachgemäße Recycling von Autobatterien, sowie verseuchte Böden. Kulturelle Ursachen finden sich unter anderem in verunreinigten Gewürzen, traditionelle Töpfereien und Kosmetik. Doch auch Industrieländer wie die Vereinigten Staaten von Amerika sind betroffen: Blei im Trinkwasser erfordert dort die Erneuerung der Wasserleitungen.

Blei in der Umwelt: So gefährlich ist es für den Menschen

Die gesundheitlichen Folgen für die Gesellschaft von Blei sind immens. Die Aussetzung von Blei im Kindesalter wird mit psychischen Gesundheitsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten sowie einem Anstieg von Kriminalität und Gewalt in Verbindung gebracht. Jede Aufnahme von Blei in den Körper ist gesundheitsschädlich. Weitere schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit sind ein höheres Risiko für Nierenschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben. Der Warnwert der Vereinten Nationen liegt bei 5 Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut (µg / dl). Ab diesem Wert tritt bereits ein Verlust des Intelligenzquotienten ein. Bei höheren Bleibelastungen (>90µg / dl) treten UNICEF zufolge Funktionsstörungen im Gehirn auf. Wobei ab Werten von 150 µg / dl der Tod durch Bleivergiftung eintritt.

Industrie Blei Umwelt Umweltverschmutzung Verlassen Verfallen Umweltbelastung
Verseuchte Industriebrachen können ebenfalls verantwortlich für Blei in der Umwelt sein. (Symbolfoto / Pixabay / CC0))

Die Menschen können über die Gefahren von Blei aufgeklärt werden, damit sie sich selbst und ihre Kinder schützen können. Die Investitionen zahlen sich aus: eine bessere Gesundheit, höhere Produktivität, höhere Intelligenzquotienten, weniger Gewalt und eine bessere Zukunft für Millionen von Kindern auf der ganzen Welt.

Richard Fuller – NGO Pure Earth

Blei in der Umwelt schadet der gesamten Gesellschaft. Neben dem Verlust an Produktivität entstehen Kosten für das Gesundheitssystem und können somit ein ganzes Land belasten. In ihrem Bericht schätzt UNICEF, dass weltweit 815 Millionen Kinder von Bleivergiftungen betroffen sind. Diese sind jedoch weltweit ungleich verteilt. Am stärksten betroffen sind der asiatische und afrikanische Kontinent. Länder mit niedrigem bis mittleren Einkommen tragen dabei die größte Last. In der Karte von Pure Earth kann dies Land für Land nachverfolgt werden:

Blei in der Umwelt. Neben der Industrie ist auch das unsachgemäße Recycling von Autobatterien für erhöhte Bleiwerte verantwortlich. (Symbolfoto / Pixabay / CC0)

Bleivergiftung einer Stadt: Der Fall von Bajos de Haina

In der Provinz San Cristobal der Dominikanischen Republik gelegen, stellt die Gemeinde Bajos de Haina das industrielle Herz des Inselstaates dar. Die Fabriken, sowie Raffinerien sind wichtige Arbeitgeber für die ansässige Bevölkerung. Mit dem Wachstum der Industrie verschlimmerten sich jedoch auch die Auswirkungen auf die Umwelt. Die Bewohner dieser 120.000 Einwohner-Gemeinde sind besonders von industrieller Verschmutzung betroffen. 2006 erntete die Stadt den unrühmlichen Namen „Dominikanisches Tschernobyl. Bei über 90% der getesteten Bewohner von Bajos de Haina wurden dabei erhöhte Bleiwerte im Blut festgestellt.

Im Jahr 2000 erklärte der dominikanische Minister für Umwelt Haina zu einem nationalen Hotspot von erheblichem Interesse. Wenige Jahre zuvor wurden 146 Kinder auf Bleivergiftung getestet. Mit durchschnittlichen 79 µg / dl wiesen ihre Blutwerte eine extrem hohe Bleibelastung auf. Vor allem eine verlassene Recyclingstelle für Bleisäure-Batterien im Teil Paraiso de Dios der Gemeinde sorgte für Aufmerksamkeit. Diejenigen, welche es sich leisten konnten, zogen weg. Ab 2008 wurden dann wichtige Arbeiten unternommen, um das Gelände zu säubern. Doch an anderer Stelle machte bereits der nächste Umweltsünder auf.

Diese Umweltverschmutzung bringt uns hier um. Je mehr die Fabriken wachsen, desto mehr werden wir krank.“

Elizabeth Mota im Interview mit Aljazeera / 2021 / „No safe place: Lead poisoning in the dominican republic

In ihrem Artikel „No safe place: Lead poisoning in the dominican republic“ deckt Aljaazera in dem Viertel Los Desamparados von Haina weitere Umweltverschmutzungen durch Blei auf. Unter neuem Namen siedelte sich in der Industriezone von Bajos de Haina das Unternehmen VERI an – und fuhr mit dem Recycling von Batterien fort. Ab 2018 wurden erhöhte Bleiwerte in der Luft und ein Jahr später im Blut der anliegenden Bewohner festgestellt. Später wurde in einem Umweltaudit aus 2020 eine unsachgemäße Entsorgung von verunreinigtem Regenwasser auf dem Gelände festgestellt. Eine positive Veränderung ist für die Bewohner von Los Desamparados und Bajos de Haina nicht in Sicht.

Demnächst: Die Wasserkrise der USA im Fokus

In den Vereinigten Staaten von Amerika erzeugte keine andere, mensch-erzeugte Umweltkrise in den USA so viel Aufmerksamkeit wie die von Flint, Michigan. Ende 2020 wurde außerdem eine der größten Sammelklagen des Bundesstaates Michigan entschieden. Die Opfer der Flint-Wasserkrise erhalten bis zu 626 Millionen Dollar Entschädigung. Ein ineffizientes Wassermanagement und Blei-belastete Trinkwasserleitungen führten zu einem Umweltskandal. Doch nicht nur Flint ist betroffen.

Die veraltete Infrastruktur betrifft vor allem strukturschwache Städte. Durch den Infrastrukturplan von Präsident Joe Biden soll sich das jetzt ändern. Mit 55 Milliarden Euro werden unter anderem die alten Wasserleitungen modernisiert. Die genaue Chronologie der „urbanistischen Wasserkrise“ gibt es in zwei Folgeartikeln zu entdecken. More to follow soon – stay tuned!

Jahresrückblick Urbanismus & Urbanität: Unsere Artikel aus 2021

Jahresrückblick Urbanismus & Urbanität: Unsere Artikel aus 2021

Ein weiteres Jahr zieht vorbei. Unser Jahresrückblick zu Urbanauth und den erschienenen Artikeln. An erster Stelle stand die Entwicklung unserer neuen deutschen Webseite im Vordergrund und selbstverständlich gab es einige Artikel über Urbanismus und Urbanität. Im Folgenden ein Überblick über unsere Artikel über Stadtentwicklung, Infrastruktur, urbane Kultur und Kunst.

Jahresrückblick Urbanismus & Urbanität: Fokus Stadtentwicklung und Architektur

2021 veröffentlichten wir insgesamt fünf Artikel zu unserem Themengebiet Urbanismus und Stadtentwicklung. Neben dem Fokus auf das urbanistische Treiben in Frankreich schauten wir zum Ende des Jahres auf die andere Seite des Atlantiks nach Nordamerika. Der verabschiedete Infrastrukturplan der Biden-Administration verspricht viele positive Entwicklungen für die veraltete Infrastruktur der USA. Aber auch die ökologischen Stadtviertel der „Écoquartiers“ und der Fortschritt am Grand-Paris sind vielverheißende stadtentwicklerische Tendenzen in Frankreich. Zum Beginn des neuen Jahres werden wir unseren Schwerpunkt weiter auf Nordamerika lassen und auf die Wasserkrise eingehen. Neben unserem Artikel zu urbaner Resilienz, werden wir auch für das neue Jahr unseren Blick auf Infrastruktur haben.

Urbanauth Jahresrückblick Urbanismus & Urbanität

Fokus auf die urbane Kultur: öffentliche Kunst mit Streetart und Graffiti

Im Laufe des Jahres konnten wir drei Artikel über Urbanität und urbane Kultur veröffentlichen.

Der Rückblick für 2022 zu Urbanauth und den Reisenden der Städte.

Durch die Entwicklung der neuen Webseite kam leider unser internationaler Blog etwas zum Erliegen. Neben einer Erklärung zu Urbanauth als Plattform über Urbanismus und Urbanität, aber auch seiner Bedeutung als „Reisenden der Städte“ und den Bezug zur Stadt-Mensch Beziehung haben wir unsere Themenbereiche neu organisiert. Es ist nun möglich, Themen und Orte unter „Entdecke Städte“ und „Urbanität verstehen“ besser zu entdecken. Neben dem Fokus auf Metropolen und stark urbanisierten Räumen haben wir außerdem unsere Hauptkategorien zu Urbanismus, die politische Stadt und urbane Kultur weiter ausgebaut. Durch die Reorganisierung ist es einfacher über die Hauptkategorien die dazugehörigen Unterthemen zu entdecken.

Urbanauth ist auf den sozialen Medien. Du auch?

Ab 2022 werden wir uns wieder aktiver um die Kommunikation neuer Artikel über Urbanismus und Urbanität auf Urbanauth bemühen. Neben der Möglichkeit sich in unsere Newsletter einzutragen sind wir nun ebenfalls auf folgenden Netzwerken zu finden: Reddit und Instagram. Mit unserem Newsletter ist es außerdem ganz leicht auf dem Laufenden zu bleiben!

Urbanismus: Was ist urbane Resilienz?

Urbanismus: Was ist urbane Resilienz?

Global. Die letzten Jahren tritt die Problematik des Klimawandels immer mehr in den öffentlichen Diskurs. Für die herkömmliche Stadtentwicklung von besonderer Bedeutung: Urbane Resilienz und Klima-resiliente Städte. Doch wovon spricht man bei urbaner Resilienz und welchen Herausforderungen sehen sich die Städte von Morgen zukünftig ausgesetzt?

Während Städte immer mehr wachsen und als Ballungsräume Wohnen, Arbeit und Urbanität vereinen, unterliegen sie umgebungsbedingten Faktoren. Der menschengemachte Klimawandel erhöht dabei die Risiken für urbane Lebensräume und hat ernste Auswirkungen auf die Infrastruktur. Aber auch soziale Ungleichheiten und gesellschaftliche Probleme beeinflussen die Stadt als geschlossenes System. Diese Umstände beeinflussen die Bauweise und Planung von Städten. Wie die Stadt von Morgen aussehen wird, hängt dabei davon ab, wie Klima-resilient sie sein wird.

Asphalt, Beton und zu wenig Bäume. Urbane Resilienz sucht nach Lösungsansätzen, um die Städte von Morgen zukunftssicher zu gestalten.
Asphaltlandschaft: Die Urbanisierung von Paris hat eine Landschaft aus Asphalt, Beton, Glas und Stahl entstehen lassen. Daraus resultieren urbane Hitzeinseln, welche nachts die Temperaturen in den Wohnungen steigen lassen. (Urbanauth / VGO / 2021)

Was ist urbane Resilienz?

Der Fachbegriff Resilienz stammt aus der Ökologie und wurde in den 70er Jahren das erste Mal benutzt. Dieser beschreibt die Fähigkeit eines Systems, im Falle einer Unterbrechung oder Störung die Funktionsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen. Urbane Resilienz beschreibt also die Fähigkeit der verschiedenen Akteure (Institutionen, Wirtschaft, Einzelpersonen) sich auf die wechselnden Gegebenheiten anzupassen, zu überleben und sogar weiterzuwachsen.

Urbane Resilienz sucht nach Lösungsansätzen für die Herausforderungen und Entwicklungen unserer Zeit: Klimawandel, Urbanisierung und Globalisierung, aber auch sozialen Ungleichheiten. Ziel der Stadtentwicklung ist es dabei, das Katastrophenrisiko zu verringern und unseren städtischen Lebensraum an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Damit dies erfolgreich ist, braucht es einen gesamt-einheitlichen Ansatz, welcher die lokalen Gegebenheiten mit in Bezug nimmt.

Paris sieht sich als stark urbanisierte Stadt mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Die Suche nach urbaner Resilienz steht dabei im Kontinuum, eine lebenswerte und sichere Stadt zu gestalten.
Der Mangel an Grünflächen wird vielen Großstädten zum Verhängnis. Neben Hitzeinseln, führt die Versiegelung von Böden auch zu einer stark verringerten Aufnahmefähigkeit. Bei starkem Regen kann das Wasser nur begrenzt versickern und fließt stattdessen in die Kanalisation. (Urbanauth / VGO / 2021)

Resilienz: Welche Herausforderungen für die Städte von Morgen?

Städte als urbaner Lebensraum sind mehreren klimatischen und geografischen Risiken ausgesetzt. Zum einen Hitze mit Dürren, welche für Nahrungsunsicherheit sorgen sowie in Städten selbst, die Entstehung von urbanen Hitzeinseln durch die übermäßige Nutzung von Asphalt, Stahl und Glas. Zum anderen kann Starkregen zu Überflutungen führen und die Wasserkanalisationen überfordern, aber auch Hurrikane und Erdbeben sind konkrete Gefahren für Städte.

Abseits von den Risiken durch den menschengemachten Klimawandel, sehen sich Städte auch weiteren Problemen konfrontiert. Von Cyber-Angriffen, welche kritische Infrastrukturen lahmlegen, zu gesellschaftlichen Problemen wie: Arbeitslosigkeit, Gewalt, Nahrungsunsicherheit und Wasserstress. Die Faktoren und Herausforderungen, welche Einfluss auf unsere Kapazität zur Resilienz nehmen, sind vielfältig, doch die Zukunft ungewiss.

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